Gruppenbegriff. Bei einer Gruppe handelt es sich um die Zusammenkunft mehrerer Menschen, welche über eine bestimmte zeitliche Dauer mit einem gemeinsamen Ziel eine gemeinsame Aufgabe bearbeiten, und in diesem Rahmen miteinander kommunizieren sowie sozial interagieren.
Des Weiteren zeichnet sich eine Gruppe durch ein Wir-Gefühl bzw. Zusammenhalt, gemeinsame Werte und Normen und ein gruppenspezifisches Rollensystem aus.
Aufgaben von Gruppe und Gruppenmitgliedern. Sowohl die Gruppe als Ganzes als auch die einzelnen Gruppenmitglieder haben verschiedene Aufgaben in der Gruppe.
So ist es beispielsweise Aufgabe der Gruppe, Gemeinsamkeiten zu finden, sich von anderen Gruppen abzugrenzen, Normen und Rollen zu entwickeln sowie zu kooperieren und zu kommunizieren. Die Gruppenmitglieder haben wiederum unter anderem die Aufgabe, sich in die Gruppe einzufügen, eine Rolle einzunehmen und Beziehungen zu gestalten.
Gruppenphasen. Das Gruppenphasenmodell nach Bernstein und Lowy postuliert fünf Gruppenphasen, welche eine Gruppe durchläuft, nämlich:
In der Orientierungsphase kommen die Gruppenmitglieder an. Sie sind unsicher und zurückhaltend, gehen noch keine festen Bindungen ein und „erkunden“ einander. Im Rahmen der Machtkampfphase findet dann die Rollenverteilung statt, wobei auch die Gruppenleitung getestet wird. Nach abgeschlossener Rollenverteilung verringern sich die Konflikte. In der Vertrautheitsphase identifizieren sich die Gruppenmitglieder mit der Gruppe, es entsteht ein Wir-Gefühl, und die Gruppe grenzt sich nach außen ab. In der Differenzierungsphase kann schließlich jedes Gruppenmitglied in den Fähigkeiten und Besonderheiten der anderen Gruppenmitglieder eine Bereicherung für die Bewältigung der gemeinsamen Aufgabe sehen. Die Gruppe öffnet sich nach außen, ihre Mitglieder müssen nun nicht mehr gleich sein. Es liegt eine ideale, harmonische Gruppenatmosphäre vor. Nach Erreichung des Gruppenziels löst sich die Gruppe auf. Es kann sein, dass sich die Gruppe aneinander klammert, oder dass die Gruppenmitglieder in die Fremdheitsphase „zurückfallen“.
Die Gruppenphasen verlaufen nicht linear, und werden von den einzelnen Gruppenmitgliedern angetrieben oder gehemmt. Dementsprechend hat jede Gruppe ihre eigene Entwicklungsgeschwindigkeit.
Rolle der Gruppenleitung. Je nach Gruppenphase ergeben sich unterschiedliche Aufgaben für die Gruppenleitung.
Das Wissen um die Gruppenentwicklung hilft Jugendgruppenleiter*innen, die Gruppe per se und ihre einzelnen Mitglieder zu beurteilen. Auch ermöglicht es, die Rollen und Aktivitäten sowie die in der Gruppe vorherrschenden Gefühle und Kommunikation zu verstehen. Nicht zuletzt ist die Kenntnis der Gruppenphasen hilfreich bei der Programmgestaltung.
Gruppenformen. Man unterscheidet im Allgemeinen Primär- und Sekundärgruppen sowie formelle und informelle Gruppen.
Eine Primärgruppe ist organisch gewachsen. Es handelt sich um eine stabile, überdauernde Kleingruppe mit starker Bindung. Als Beispiel ist die Familie zu nennen. Demgegenüber beschreibt eine Sekundärgruppe eine bewusst geplante und formal organisierte Gruppe. Sie verfolgt meist einen Zweck und hat klare Regeln. Dies ist z.B. bei einer Schulklasse der Fall.
Formelle Gruppen, wie beispielsweise eine Projektgruppe, werden organisiert und sind auf einen Zweck bzw. ein Ziel gerichtet. Sie können befristet oder unbefristet sein. Eine informelle Gruppe entsteht in der Regel spontan, weil die Gruppenmitglieder gleiche Bedürfnisse oder Interessen teilen, und hat kein spezielles Ziel. Hier wäre als Beispiel ein Stimmtisch zu nennen.
Des Weiteren unterscheidet man, z.B. bezogen auf Alter, Geschlecht, Bedürfnisse und Interessen, den sozioökonomischen, kulturellen, politischen oder Bildungshintergrund, homogene und heterogene Gruppen.
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